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Ein kleines Kaff in Irland mit sprechenden Namen " Todmorden" oder die flirrende Großstadt Idylle Berlin? Wiebke Acton wählt ersteres, denn sie hat den perfekten Mann gefunden und der ist Ire. Doch das Studium der verschiedenen Stufen des grauen Himmels und der unterschiedlichen Rassen der Schafe befriedigen sie auf Dauer nicht, denn sie will auf die Bühne. Sie ist Schauspielerin und für sie ist das Spielen ein Grundbedürfnis. Aber in England schreibt man nicht einfach einem Intendanten eine Mail, sondern braucht einen Agenten. Schnell mutiert ihr Mitspieler und Gitarrist Philipp Myk mit Hilfe einer umgebundenen Fliege zu einem und verschafft ihr einen Vorsprechtermin. Ein Glück kann Wiebke für eine Inszenierung von Grimms Märchen sowohl das unbeschwerte Rotkäppchen mit deutschen wie den grimmigen Wolf mit russischen Akzent "Raindrops keep falling on my head" singen und eine Tournee durch Wales wird sie für die nächste Zeit von ihrem Mann trennen.
Nach einer unerwarteten Babypause bringt sie ein Anruf von einem gewissen Christoph wieder zurück nach Berlin. Ideale Besetzung für ein Shakespeare-Theater! Schließlich kann sie nicht nur akzentfrei deutsch sondern auch "fluent" English. Nun steht sie im Holzrund des Göobe Berlin als Protagonistin in einer Stückentwicklung nach einer eigenen Idee. Geht es doch in "Wie die Krähe fliegt" um ihr Hin und Hergerissensein zwischen den beiden Ländern, Sprachen und Kulturen. Aber nicht nur das: auch um die Absurdität und zugleich Notwendigkeit des Theaters. Obwohl es nur falsche Behauptungen auf die Bretter stellt, lieben es die Menschen, weil sie sich in diesen Lügengebäuden und die anderen erkennen können. Seit der Vertreibung aus dem Paradies muss der Mensch mit Kompromissen leben. Vielleicht hat es auch einen Hintereingang. Den lohnt es zu suchen, immer wieder. Das erfordert ständige Bewegung, auch über Ländergrenzen hinweg. Also heißt es: "Move on!", wie die beiden Darstellenden am Schluss verraten.
Es ist ein sehr sympathischer, persönlicher, musikalischer Abend geworden, den hier unter der Regie von Mathias Schönsee entstanden ist. Die eingestreuten Songs verbinden sich dabei ganz natürlich Wiebkes Geschichte. Acton hatte gegenüber ihrem englischen Agenten nicht übertrieben: Sie kann alles. So ist dieses Stück ein Schauspielerinnenfest für dieses Energiebündel, das unbedingt spielen will. Warum weiß man, nachdem man den Abend gesehen hat.
Birgit Schmalmack vom 8.8.22
Abbildung: Wie die Krähe fliegt, Globe Berlin - Thorsten Wulff
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